8.3. – 10.7.2023
Isaac Julien: PLAYTIME
Werke aus der Sammlung Wemhöner
Mit Isaac Julien präsentiert das PalaisPopulaire den vielfach geehrten britischen Künstler und Filmemacher, der für seine beeindruckenden lyrischen Filme und Videoinstallationen bekannt ist. Fünf Jahre nach der tiefgreifenden globalen Finanzkrise stellte Julien 2013 den Film Playtime vor. Julien widmet sich hierin einer grundlegenden Fragestellung: Wie kann das Kapital visualisiert werden?
Erstmals in Deutschland zu sehen, ist Playtime aktueller denn je. Es geht um Vernetzung, Verflechtung und den Einfluss, den das Kapital, das sich jeder expliziten Darstellungsmöglichkeit entzieht, auf alle politischen, sozialen und gesellschaftlichen Bereiche hat. Und damit auch auf das Leben fast aller Menschen auf unserem Planeten.
Kuratiert von Philipp Bollmann, Sammlung Wemhöner
Die Ausstellung ist Teil des EMOP Berlins
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Playtime ist in fünf Szenenkomplexe mit unterschiedlichen Protagonist*innen strukturiert, deren berufliche oder private Existenz von den Wirkmächten des Kapitals beeinflusst ist oder die sie für ihre Zwecke geschickt einzusetzen verstehen. Sämtliche Charaktere im Film beruhen auf realen Personen, die Julien persönlich kennt. Basierend auf einer dreijährigen Ausarbeitung der Dialoge und intensiver Recherche entwickelte der Künstler aus ihren Geschichten repräsentative Figuren für seine Erzählstränge.
Es sind – in der Reihenfolge ihres Auftretens – zwei Hedgefonds-Manager, ein Künstler, ein Kunsthändler, eine Journalistin, ein Auktionator und eine Hausangestellte. Anhand der Figuren wird deutlich, dass Julien in Playtime auch seine eigne Branche in die Betrachtung einbezieht. Während Julien mit den Mitteln des Films die ästhetischen Dimensionen von Kunst auslotet, lässt er durch den Auktionator Simon de Pury, der sich selbst spielt, und den Kunsthändler die wirtschaftliche Seite der Kunstwelt thematisieren.
Der tragische Held in Playtime ist der Künstler. Sein Auftritt ist jedoch nicht vordergründig mit der Kunstwelt verknüpft, sondern mit der Finanzkrise, durch die sein Traum – ein großzügiges, modernes Haus zu bewohnen – geplatzt ist.
Diese Krisenzeiten haben die beiden Hedgefonds-Manager anscheinend unbeschadet überwunden. Sie sind dabei, einen neuen Fond aufzulegen. Repräsentative Räumlichkeiten in der City of London haben sie bereits, Zahlen und Gier bestimmen ihren Alltag. Dies sind Themen, die der Lebenswirklichkeit der philippinischen Hausangestellten nicht fremder sein könnten. Um für den Unterhalt ihrer Familie zu sorgen, verließ sie ihre Heimat, um sich daraufhin in einem nahezu rechtlosen Arbeitsverhältnis und vereinsamt in Dubai wiederzufinden.
In Playtime gehen die Protagonist*innen eine fast symbiotische Beziehung zu ihrer Umgebung ein. Die (Stadt-) Landschaften und Interieurs sind nicht Kulisse, sondern versinnbildlichen einerseits das Innenleben und die Gefühlswelten der Protagonist*innen, anderseits deren gesellschaftliche und ökonomische Stellung. Die Landschaftsdarstellungen und Stadtansichten erfüllen aber noch einen weiteren Zweck: Sie verdeutlichen anhand der Drehorte London, Island und Dubai, wie das Kapital das Terrain nach seinem eigenen Bild und Bedürfnissen formt.
In dem bildgewaltigen, poetischen Film Playtime macht Isaac Julien nicht nur die reale Existenz von Kapital erfahrbar, sondern schärft auch das Bewusstsein für die individuellen, sozialen, kulturellen und ökologischen Auswirkungen des Kapitalismus.
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Sir Isaac Julien (*1960 in London) studierte Bildende Kunst und Film an der St. Martin’s School of Art und war 1980 Mitbegründer des Sankofa Film and Video Collective, das sich der unabhängigen Schwarzen Filmkultur widmete. In seinen Werken greift Julien wichtige gesellschaftliche und menschliche Themen unserer Zeit auf, wie beispielsweise Rassismus und Klassismus, und ist mit seinen Werken in den großen internationalen Museen zu Hause. Bereits vielfach geehrt, wurde er 2022 mit dem renommierten Goslaer Kaiserring ausgezeichnet und in Großbritannien zum Ritter geschlagen. |
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Das Thema der Ausstellung
Während der Finanz-Krise im Jahr 2008 haben viele Menschen auf der ganzen Welt Geld verloren. Viele Banken gingen pleite und viele Staaten machten große Schulden.
5 Jahre später, im Jahr 2013, stellte Isaac Julien seinen Film „Playtime“ vor. Julien beschäftigt sich darin mit der Frage: Wie kann man das Kapital in einem Film darstellen? Mit Kapital bezeichnet man das Geld und den Besitz von Privatpersonen, Einrichtungen und Staaten, wie zum Beispiel Häuser und Wertgegenstände und Geldanlagen wie Aktien oder Gold.
Neben dem Film „Playtime“ zeigt die Ausstellung ausgewählte Foto-Aufnahmen. Auf den Fotos sind die Personen aus dem Film. Einige Fotos sind entstanden, während der Film gedreht wurde.
Der Film „Playtime“
Isaac Julien zeigt in dem Film, wie das Kapital das Leben von fast allen Menschen auf unserem Planeten beeinflusst. Denn das Kapital spielt in allen politischen, sozialen und gesellschaftlichen Bereichen eine entscheidende Rolle.
„Playtime“ wird in Deutschland das erste Mal gezeigt. Das Thema ist immer noch aktuell.
Der Aufbau des Films
„Playtime“ besteht aus 5 Erzähl-Abschnitten mit unterschiedlichen Hauptfiguren. Das berufliche und das private Leben jeder Figur ist vom Geld und Besitz bestimmt. Außerdem weiß jede dieser Figuren, wie sie ihr Kapital nutzen muss, um ihre Ziele zu erreichen.
Vorbilder für die Figuren im Film waren Personen aus dem wirklichen Leben. Isaac Julien kennt alle diese Personen. Er hat mit ihnen gesprochen und 3 Jahre lang die wichtigsten Stellen in den Gesprächen ausgearbeitet.
Außerdem hat Julien die Geschichten dieser Personen ausführlich erforscht. Auf dieser Grundlage entwickelte er die aussagekräftigen Figuren für seine Erzähl-Abschnitte.
Im Film erscheinen diese Figuren nacheinander: 2 Finanz-Manager von der Londoner Börse, ein Künstler, ein Kunsthändler, eine Journalistin, ein Kunst-Auktionator und eine Hausangestellte. Ein Kunst-Auktionator bietet auf einer Veranstaltung Kunstwerke zum Verkauf an. Die Person, die das meiste Geld für ein Kunstwerk bezahlen will, kann das Kunstwerk kaufen. Der Auktionator und der Kunsthändler zeigen, wie Kunstwelt und Wirtschaft miteinander verbunden sind.
Die Handlung des Films
Isaac Julien untersucht in „Playtime“ sein eigenes Berufsfeld der Kunst und Kultur. Er zeigt, wie Kunstwelt und Wirtschaft miteinander verbunden sind.
Die Bedeutung des Films
Das Innenleben und die Gefühle der Hauptfiguren werden durch die Städte, Landschaften und auch die Innenräume in „Playtime“ widergespiegelt.
Die Bilder in „Playtime“ sind sehr ausdrucksstark und die Handlung wird spannend erzählt. Isaac Julien macht er den Zuschauenden bewusst, welche Auswirkungen das kapitalistische System auf einzelne Personen, auf die Gesellschaft, die Kultur und die Wirtschaft hat.
Der Künstler
Isaac Julien wurde im Jahr 1960 in London geboren. Er studierte Bildende Kunst und Film an der St. Martin’s School of Art in London. Im Jahr 1980 gründete er mit anderen Personen die künstlerische Arbeitsgemeinschaft „Sankofa Film and Video Collective“. Sie setzt sich dafür ein, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe unabhängig Filme machen können.
Isaac Julien beschäftigt sich in seinen Werken mit wichtigen gesellschaftlichen und menschlichen Themen unserer Zeit, zum Beispiel mit der Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder wegen ihrer gesellschaftlichen Herkunft und Stellung. Seine Kunstwerke werden in Museen auf der ganzen Welt ausgestellt.
Isaac Julien hat für seine Kunst viele Preise bekommen. Im Jahr 2022 wurde er mit dem bedeutenden Kunst-Preis „Goslarer Kaiserring“ ausgezeichnet. Außerdem hat Queen Elizabeth II. ihn zum Ritter geschlagen. Das ist eine der höchsten Auszeichnungen in Großbritannien.
Die Kunstwerke in dieser Ausstellung sind aus der Sammlung Wemhöner. Philipp Bollmann hat sie ausgewählt und zusammengestellt. Er ist der Kurator der Sammlung Wemhöner.
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Der Text in Einfacher Sprache ist von capito Berlin. 3 Personen aus unterschiedlichen Zielgruppen haben die Verständlichkeit geprüft.
Die Charaktere aus Playtime
FreeTour
Samstag, 15 Uhr (auf Englisch)
Sonntag, 15 Uhr (auf Deutsch)
Ausstellungskatalog
ab Mai 2023 verfügbar
im ShopPopulaire
Activity Cards für unsere jüngsten Gäste!
Entdeckt das Kunstwerk Playtime von Isaac Julien durch Zeichnen und Malen! Fragt am Museumscounter nach den Karten oder druckt sie euch für zu Hause aus:
Activity Card #1 Activity Card #2
Bild 1: Isaac Julien, Eclipse (Playtime), 2013 © Isaac Julien, Courtesy: Sammlung Wemhöner
Bild 2&3: Isaac Julien, Installationsansicht Playtime, PalaisPopulaire 2023 © Isaac Julien, Courtesy: Sammlung Wemhöner, Foto: Mathias Schormann