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Aktuell

Erwin Wurm „Tor (Skins)“

Der Künstler Erwin Wurm stellt die Regeln der Bildhauerei auf den Kopf. Seine performative und ephemere Skulpturen erobern die Museen, in denen sich die Besucher*innen mit ein paar banalen Gegenständen selbst zur Skulptur machen können. Bei aller Komik und Schlagkraft geht es um formale Fragen: Was ist das Objekt? Was ist das Subjekt? Wurm experimentiert mit Zwei- und Dreidimensionalität, Masse, Oberfläche und Volumen. Es entstehen weitere ikonische Werke wie die „fetten“, wie aufgeblasen wirkenden Autos und Einfamilienhäuser.

In seinen jüngsten Skulpturen aus der Serie Skins (2021), von denen eine nun im Rahmen von SculpturePopulaire vor dem PalaisPopulaire präsentiert wird, geht Wurm den umgekehrten Weg. Radikal reduziert er das Volumen. Seine fast vier Meter hohen Arbeiten wirken wie Kleiderhüllen oder Häute, aus denen Körper herausgesaugt wurden. Die filigranen, zerbrechlich anmutenden Skulpturen bestehen aus Teilabgüssen lebender Modelle, die sich bücken, heben, Gegenstände halten. Dabei ist die Beziehung des Künstlers zu seinen Modellen entscheidend. Zu ihnen gehören bei den Skins Michael, der Sohn des Künstlers, und der Schauspieler und Künstler Lars Eidinger, mit dem Wurm seit Langem eng zusammenarbeitet.

Erwin Wurm, Tor (Skins), 2021
Aluminium, Farbe
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Courtesy Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg/Seoul, Foto: Mathias Schormann


Rückblick

Bunny Rogers „Techo Statue (turquoise)"

Bunny Rogers, 1990 in Houston geboren, wurde mit dem Internet sozialisiert. Sie wuchs Ende der 1990er-Jahre mit Online Communities wie AOL Kids oder Second Life auf, und entwarf auf der Plattform Neopets digitale Figuren für den virtuellen Planeten Neopia, der von Neopets und anderen Kreaturen bewohnt wird. Ihre abgründigen Skulpturen, Installationen, Bilder, Performances und Videos machten sie zum Shooting Star der jungen US-Szene. In ihnen beschwört sie einen traumatischen Teen- Kosmos, der tief in die Psyche und soziale Realität Amerikas vordringt.

Ihre aus Bronze gegossene Techo Statue (turquoise), 2021, die jetzt vor dem PalaisPopulaire präsentiert wird, entstand nach Rogers frühen Entwürfen und verbindet sich mit dem Gefühl von Community und der utopischen Idee, neue Welten zu bauen. Doch auch dieses Werk hat den für Rogers so typischen Gothic-Appeal, dessen Figuren an alte Wasserspeier erinnern.

Bunny Rogers, Techo Statue (turquoise), 2021
Patinierte Bronze / Boros Collection
Courtesy the artist, Société, Berlin and Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg/Seoul; Photo: Mathias Schormann


Kitty Fountain von Tom Sachs

Tom Sachs „Kitty Fountain"

Tom Sachs’ drei Meter hohe, in Bronze gegossene Kitty Fountain entstand 2008. Sie war ursprünglich Teil des monumentalen Skulpturenensembles Bronze Collection. Diese Gruppe von Brunnenskulpturen wurde 2008 in den Noguchi Gardens des New Yorker Lever House installiert und im selben Jahr im Rahmen einer Ausstellung auf dem Place du Trocadéro mit Blick auf den Pariser Eifelturm gezeigt.

Für das Ensemble vereinte Sachs die ikonischen Kinderfiguren „Hello Kitty“ und „My Melody“, die beide von der japanischen Firma Sanrio 1974 auf den Markt gebracht wurden, mit „Miffy“, einem kleinen Kaninchen, das der niederländische Autor und Grafikdesigner Dick Bruna 1955 entworfen hatte. Alle drei Charaktere werden als Merchandising-Produkte massenhaft vermarktet und zeichnen sich durch eine grafische und starke Stilisierung aus, was dem Gedanken einer detailliert ausgearbeiteten, klassischen Skulptur widerspricht.

Kitty Fountain wurde als reine Merchandising- und Lizenzfigur erfunden“, äußerte Sachs 2008. „Sie dann in einem ‚edlen‘ Material wie Bronze nachzubilden, bringt sie, denke ich, genau auf den Punkt.“

Tom Sachs, Kitty Fountain, 2008
Bronze
© Tom Sachs, Courtesy Galerie Thaddaeus Ropac, London · Paris · Salzburg · Seoul, Photo: Mathias Schormann


VALIE EXPORT „Die Doppelgängerin”

Von September 2020 war vor dem PalaisPopulaire die Skulptur Die Doppelgängerin (2010/20) der österreichischen Filmemacherin, Medien- und Performancekünstlerin VALIE EXPORT zu sehen. Zwei gigantische Scheren, verschränkt zu einer ebenso grazilen wie bedrohlichen Figur: Die über vier Meter hohe Arbeit löst die unterschiedlichsten Assoziationen aus. Traditionell wird die Schere mit Nähen, Schneidern, den Sphären des „Femininen“ verbunden, aber auch mit männlichen Kastrationsängsten und „weiblich“ konnotierter Gewalt.

Die 1940 geborene VALIE EXPORT gehört zu den Pionierinnen der feministischen Avantgarde und der konzeptuellen Medien-, Performance- und Filmkunst. Als eine der führenden Vertreterinnen der europäischen Bewegung des „Expanded Cinema“ versuchte sie bereits in den 1960er-Jahren, die Grenzen des konventionellen Kinos radikal zu sprengen. Immer wieder hat die 1940 geborene Künstlerin mit heftig diskutierten Aktionen und Werken wie ihrem berühmten Tapp- und Tastkino (1968) Diskriminierung von Frauen und gegen sie gerichtete Gewalt thematisiert.

VALIE EXPORT, Die Doppelgängerin, 2010/2020
Bronze
© VG Bild-Kunst Bonn, 2020, Courtesy the artist and Galerie Thaddaeus Ropac, London · Paris · Salzburg, Foto: Mathias Schormann


Tony Cragg „Runner“ Skulptur vor dem Palais

Tony Cragg „Runner”

Ständige Veränderung ist eine Konstante im Werk von Tony Cragg. Kaum ein anderer Bildhauer hat Bronze, Edelstahl, Stein, aber auch Kunststoffen solch eine dynamische Eleganz verliehen. Für sein Werk wurde er bereits mit dem Turner-Preis und dem Praemium Imperiale ausgezeichnet. Seine fast sechs Meter hohe Skulptur Runner (2017) war ab April 2019 vor dem PalaisPopulaire in Berlin zu sehen.

Der in Liverpool geborene Bildhauer, der seit 1977 in Wuppertal lebt, zählt zu den zentralen Positionen in der Sammlung Deutsche Bank. Schon früh wurden zahlreiche Arbeiten auf Papier von ihm gesammelt. Seine monumentale, aus tausenden von Spielwürfeln zusammengesetzte Skulptur Secretions (1998) hat im Londoner Hauptsitz der Bank einen prominenten Platz gefunden.

Tony Cragg, Runner, 2017
© VG Bild-Kunst 2020, Foto: David von Becker