Charmaine Poh erzählt in ihrer Videoinstallation „The Moon is Wet" Geschichten von Zeit, Gezeiten, weiblichem Begehren und göttlicher Energie. Ihre Aufnahmen schweifen unter anderem durch Singapurs Finanzviertel mit seinem globalen Handel, durch die bedrohten Mangrovenwälder und die Peripherie der Stadt. Die Gezeitenzone mit ihrem fragilen Ökosystem ist durch den ständig steigenden Wasserbedarf der Millionenmetropole sowie die anhaltende Landgewinnung starken Veränderungen unterworfen. Sauberes Wasser ist dort kostbar und ein umstrittenes politisches Thema. Bis heute werden täglich Millionen Liter Flusswasser, rund die Hälfte des gesamten Bedarfs, in Pipelines von Malaysia nach Singapur gepumpt. Singapurs ökonomischer Aufstieg ist somit eng mit dem Zufluss von Wasser, aber auch mit dem Zustrom von Arbeitskräften verbunden.
Pohs Videoinstallation erzählt die Geschichte des Wassers und von Migrantinnen, die als Hausangestellte und Kindermädchen nach Singapur gelangten. Bis in die 1970er-Jahre lebten die Majie, eine Gruppe meist zölibatärer Migrantinnen aus Südostchina, wenn sie nicht bei ihren Arbeitgebern wohnten, in eigenen Gemeinschaften. Sie kümmerten sich umeinander und gingen manchmal auch gleichgeschlechtliche Beziehungen ein.
„The Moon is Wet" ist eine Erinnerung an die fast vergessenen Geschichten dieser Frauen. Drei Projektionsflächen bilden einen Kreis, in dessen Mitte das Publikum sitzt und immer nur einen Teil der drei Filmerzählungen sieht. Jede Episode wird von einer anderen Protagonistin in einer anderen, in Singapur gesprochenen Sprache erzählt. Die Frauen treffen nie aufeinander, doch ihre Erzählungen überbrücken Zeit und Raum: Sie befragen sich selbst, trauern und denken darüber nach, was Singapur für sie bedeutet hat. Die erste Geschichte handelt von der Meeresgöttin Mazu, die aus der Hokkien sprechenden Provinz Fujian in Südchina stammt und von Seefahrern und Migrantinnen und Migranten verehrt wird. Mazu beklagt die Umweltzerstörung und den Raubbau an der Natur. Die Künstlerin zeigt dazu Szenen aus Singapur: den Mazu-Tempel im zentralen Finanzviertel, die durch Landgewinnung geschädigten Gezeitenzonen und Mangroven, die Rechenzentren, die Wasser als Kühlmittel benötigen, und die Untersee-Internetkabel. Die zweite Protagonistin ist eine Majie, die zu Mazu betet und sich wie in einem Musikvideo für Cantopop-Balladen wehmütig an ihr Leben und ihre unerfüllte Liebe erinnert. Die dritte Erzählerin ist eine queere Hausangestellte, die von ihrer Liebe zu einer Frau in Singapur berichtet.
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Charmaine Poh erzählt in ihrer Videoinstallation „The Moon is Wet" Geschichten von Zeit, Gezeiten, weiblichem Begehren und göttlicher Energie. Ihre Aufnahmen schweifen unter anderem durch Singapurs Finanzviertel mit seinem globalen Handel, durch die bedrohten Mangrovenwälder und die Peripherie der Stadt. Die Gezeitenzone mit ihrem fragilen Ökosystem ist durch den ständig steigenden Wasserbedarf der Millionenmetropole sowie die anhaltende Landgewinnung starken Veränderungen unterworfen. Sauberes Wasser ist dort kostbar und ein umstrittenes politisches Thema. Bis heute werden täglich Millionen Liter Flusswasser, rund die Hälfte des gesamten Bedarfs, in Pipelines von Malaysia nach Singapur gepumpt. Singapurs ökonomischer Aufstieg ist somit eng mit dem Zufluss von Wasser, aber auch mit dem Zustrom von Arbeitskräften verbunden.
Pohs Videoinstallation erzählt die Geschichte des Wassers und von Migrantinnen, die als Hausangestellte und Kindermädchen nach Singapur gelangten. Bis in die 1970er-Jahre lebten die Majie, eine Gruppe meist zölibatärer Migrantinnen aus Südostchina, wenn sie nicht bei ihren Arbeitgebern wohnten, in eigenen Gemeinschaften. Sie kümmerten sich umeinander und gingen manchmal auch gleichgeschlechtliche Beziehungen ein.
„The Moon is Wet" ist eine Erinnerung an die fast vergessenen Geschichten dieser Frauen. Drei Projektionsflächen bilden einen Kreis, in dessen Mitte das Publikum sitzt und immer nur einen Teil der drei Filmerzählungen sieht. Jede Episode wird von einer anderen Protagonistin in einer anderen, in Singapur gesprochenen Sprache erzählt. Die Frauen treffen nie aufeinander, doch ihre Erzählungen überbrücken Zeit und Raum: Sie befragen sich selbst, trauern und denken darüber nach, was Singapur für sie bedeutet hat. Die erste Geschichte handelt von der Meeresgöttin Mazu, die aus der Hokkien sprechenden Provinz Fujian in Südchina stammt und von Seefahrern und Migrantinnen und Migranten verehrt wird. Mazu beklagt die Umweltzerstörung und den Raubbau an der Natur. Die Künstlerin zeigt dazu Szenen aus Singapur: den Mazu-Tempel im zentralen Finanzviertel, die durch Landgewinnung geschädigten Gezeitenzonen und Mangroven, die Rechenzentren, die Wasser als Kühlmittel benötigen, und die Untersee-Internetkabel. Die zweite Protagonistin ist eine Majie, die zu Mazu betet und sich wie in einem Musikvideo für Cantopop-Balladen wehmütig an ihr Leben und ihre unerfüllte Liebe erinnert. Die dritte Erzählerin ist eine queere Hausangestellte, die von ihrer Liebe zu einer Frau in Singapur berichtet.
Charmaine Poh, The Moon is Wet, 2025
Digitale Drei-Kanal-Videoinstallation
24’29’’
© Charmaine Poh
Hinweis: Die Audiotranskription ist von einer KI eingesprochen.
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
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GOOD MORNING YOUNG BODY, 2021-2023
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public solitude, 2022
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Majie, 2016
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What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world, 2024
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