Einführung in die Ausstellung

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Die Deutsche Bank hat Charmaine Poh als „Artist of the Year“ 2025 ausgezeichnet. Aus diesem Anlass präsentiert das PalaisPopulaire die erste institutionelle Einzelausstellung der singapurisch-chinesischen Künstlerin und Filmemacherin.

Poh arbeitet mit Video, Installation und Performance. Ihre multimedialen Erzählungen kreisen um Identität und Machtstrukturen, Feminismus und Queerness in Südostasien. In ihren Werken überlagern sich verschiedene Perspektiven und Wahrnehmungen, Vergangenheit und Zukunft – wie in einem fließenden Bewusstseinsstrom.

In Make a travel deep of you inside, and don’t forget me to take beschäftigt sie sich mit Zeitreisen, Ökologie, verantwortlichem Handeln und Widerstand. Die Landschaften in ihren Filmen spiegeln die miteinander verwobenen Seiten Singapurs wider: vom Finanzdistrikt, der den globalen Handel repräsentiert, bis zu den Mangrovenwäldern am Stadtrand, die durch die Landgewinnung bedroht sind.

Wasser ist in Pohs Werk omnipräsent. Es steht für Leben, Fluidität, eine weiche, aber beharrliche Energie. Ihre Videoinstallation The Moon is Wet (2025) erzählt die Geschichten von drei Protagonistinnen: der Meeresgöttin Mazu, der Majie – migrantischen, alleinstehenden Dienstmädchen des 20. Jahrhunderts - , sowie einer zeitgenössischen, indonesischen Hausangestellten. Der wirtschaftliche Aufstieg Singapurs ist ebenso eng mit der Lage am Wasser wie mit der Migration von Arbeitskräften verbunden. Deren vergessene Geschichte gibt Poh in ihrer 3-Kanal-Videoinstalltion Raum.

Verantwortliches Handeln setzt Poh auch in einen Bezug zu unserem Planeten: Ihr Film What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world, der erstmals 2024 auf der Biennale in Venedig zu sehen war, widmet sich zarten, verletzlichen Momenten. Begleitet von Naturaufnahmen berichten queere Paare von der Geburt ihrer Kinder und geben intime Einblicke in das Leben ihrer nicht-heteronormativen Familien in Singapur.

Poh plädiert für den Schutz von bedrohten Biotopen, Tieren und Pflanzen ebenso wie für den Schutz von Frauen und der LGBTQ+-Community. In den Videoarbeiten public solitude (2022) und GOOD MORNING YOUNG BODY (2021-2023) verarbeitet sie ihre traumatischen Erfahrungen als Fernseh-Kinderstar im Singapur der 1990er-Jahre. Mithilfe von KI und archiviertem Filmmaterial formt sie einen Deepfake-Avatar ihres jüngeren Ichs – eine Reaktion auf die Sexualisierung ihres kindlichen Körpers und die auf diesen gerichtete mediale Aufmerksamkeit. So wird der Avatar zum Instrument der Medienkritik und des cyberfeministischen Aktivismus. Wie in all ihren Arbeiten geht es Poh auch hier um Selbstermächtigung in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Virtualität zunehmend verschwimmen.


Hinweis: Die Audiotranskription ist von einer KI eingesprochen.

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