Charmaine Pohs Film „What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world" (2024) ist eine zarte und intime Darstellung des Lebens queerer Familien in Singapur. Sanfte Bilder, Stimmen und Geräusche verweben sich: Der Fuß eines Babys wird gestreichelt, Unterwassergeräusche mischen sich mit rollenden Kieseln. Frauen und nicht-binäre Menschen erzählen von ihren Geburtserfahrungen und dem ersten Stillen. Poh gewährt uns Einblicke in sehr persönliche Momente. Der Film verbindet diese intimen Szenen mit Bildern aus der Natur, von Biotopen und Mikrokosmen. Im Zentrum steht die Liebe queerer Paare zu ihren Kindern. Es geht um künstliche Befruchtung, um das Einfrieren von Eizellen und um die Entscheidung, trotz gesellschaftlicher Hürden und Ablehnung der eigenen Familie, als queere Person in Singapur Kinder zu bekommen.
Dies wird im Film als Akt des Widerstands dargestellt, besonders vor dem Hintergrund der Gesetzgebung Singapurs: So hob das Parlament dort 2022 zwar den Paragrafen 377a auf, ein Gesetz aus der Kolonialzeit, das Sex zwischen Männern unter Strafe stellte. Gleichzeitig bekräftigte es jedoch die Definition der heteronormativen Ehe, wodurch die Legalisierung ihrer Verbindung für gleichgeschlechtliche Paare in weite Ferne rückt. Der Filmtitel bezieht sich auf eine Weisheit aus dem Daodejing, der von dem chinesischen Philosophen Laozi vermutlich im vierten Jahrhundert vor Christi verfassten Gründungsschrift des Daoismus, „Das Sanfteste der Welt überwindet das Härteste. Das Substanzlose dringt dort ein, wo kein Raum ist. Dies zeigt den Wert des Nichthandelns." Dao heißt übersetzt so viel wie der Weg, doch die eigentliche Bedeutung des Begriffs ist letztlich unübersetzbar. Das Daodejing erkennt im Wasser allerdings Eigenschaften des Dao wieder: Es gibt nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser, doch dem Harten setzt es unvergleichlich zu. Ein neugeborenes Lebewesen ist weich und schwach, doch wenn es stirbt, ist es hart und stark. Wie Wasser, das sich seinen Weg durch hartes Gestein bahnt, steht das Weiche und Verletzliche im Film für Stärke und Widerstandskraft. Wasser ist ein zentrales Element in Pohs Werk und symbolisiert hier auch den Aktivismus. Die Menschen im Film sprechen über ihre Angst, ohne rechtliche Anerkennung als Partnerin, Partner oder Eltern zu sterben, aber auch über ihre Hoffnungen für ihre Kinder.
„What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world" ist ein Plädoyer für den Schutz von LGBTQ+ Familien und gleichzeitig eine Meditation über Widerstandsfähigkeit und Verletzlichkeit.
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Charmaine Pohs Film „What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world" (2024) ist eine zarte und intime Darstellung des Lebens queerer Familien in Singapur. Sanfte Bilder, Stimmen und Geräusche verweben sich: Der Fuß eines Babys wird gestreichelt, Unterwassergeräusche mischen sich mit rollenden Kieseln. Frauen und nicht-binäre Menschen erzählen von ihren Geburtserfahrungen und dem ersten Stillen. Poh gewährt uns Einblicke in sehr persönliche Momente. Der Film verbindet diese intimen Szenen mit Bildern aus der Natur, von Biotopen und Mikrokosmen. Im Zentrum steht die Liebe queerer Paare zu ihren Kindern. Es geht um künstliche Befruchtung, um das Einfrieren von Eizellen und um die Entscheidung, trotz gesellschaftlicher Hürden und Ablehnung der eigenen Familie, als queere Person in Singapur Kinder zu bekommen.
Dies wird im Film als Akt des Widerstands dargestellt, besonders vor dem Hintergrund der Gesetzgebung Singapurs: So hob das Parlament dort 2022 zwar den Paragrafen 377a auf, ein Gesetz aus der Kolonialzeit, das Sex zwischen Männern unter Strafe stellte. Gleichzeitig bekräftigte es jedoch die Definition der heteronormativen Ehe, wodurch die Legalisierung ihrer Verbindung für gleichgeschlechtliche Paare in weite Ferne rückt. Der Filmtitel bezieht sich auf eine Weisheit aus dem Daodejing, der von dem chinesischen Philosophen Laozi vermutlich im vierten Jahrhundert vor Christi verfassten Gründungsschrift des Daoismus, „Das Sanfteste der Welt überwindet das Härteste. Das Substanzlose dringt dort ein, wo kein Raum ist. Dies zeigt den Wert des Nichthandelns." Dao heißt übersetzt so viel wie der Weg, doch die eigentliche Bedeutung des Begriffs ist letztlich unübersetzbar. Das Daodejing erkennt im Wasser allerdings Eigenschaften des Dao wieder: Es gibt nichts Weicheres und Schwächeres als das Wasser, doch dem Harten setzt es unvergleichlich zu. Ein neugeborenes Lebewesen ist weich und schwach, doch wenn es stirbt, ist es hart und stark. Wie Wasser, das sich seinen Weg durch hartes Gestein bahnt, steht das Weiche und Verletzliche im Film für Stärke und Widerstandskraft. Wasser ist ein zentrales Element in Pohs Werk und symbolisiert hier auch den Aktivismus. Die Menschen im Film sprechen über ihre Angst, ohne rechtliche Anerkennung als Partnerin, Partner oder Eltern zu sterben, aber auch über ihre Hoffnungen für ihre Kinder.
„What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world" ist ein Plädoyer für den Schutz von LGBTQ+ Familien und gleichzeitig eine Meditation über Widerstandsfähigkeit und Verletzlichkeit.
Charmaine Poh, What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world, 2024
Digitales Video
14’30’’
© Charmaine Poh
Hinweis: Die Audiotranskription ist von einer KI eingesprochen.
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