11.9.2025 – 23.2.2026
Charmaine Poh: Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take
Deutsche Bank "Artist of the Year" 2025
Die Deutsche Bank hat Charmaine Poh als ihren „Artist of the Year“ 2025 ausgezeichnet. Aus diesem Anlass präsentiert das PalaisPopulaire in Berlin die erste institutionelle Einzelausstellung der 1990 geborenen singapurisch-chinesischen Künstlerin und Filmemacherin.
Poh, die in Berlin und Singapur lebt, arbeitet mit Video, Installation und Performance. Ihre multimedialen Erzählungen kreisen um Identität und Machtstrukturen, Feminismus und Queerness in Südostasien. In ihren Werken überlagern sich verschiedene Perspektiven und Wahrnehmungen, Vergangenheit und Zukunft – wie in einem fließenden Bewusstseinsstrom.
In Make a travel deep of your inside, and don’t forget me to take beschäftigt sie sich auch mit Zeitreisen, Ökologie, verantwortlichem Handeln und Widerstand. Die Landschaften in ihren Filmen spiegeln die miteinander verwobenen Seiten Singapurs wider: vom Finanzdistrikt, der den globalen Handel repräsentiert, bis zu den Mangrovenwäldern am Stadtrand, die durch den immer höher werdenden Wasserbedarf der Metropole und die Landgewinnung bedroht sind.


Im Rahmen der Berlin Art Week 2025
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Wasser ist in Pohs Werk omnipräsent. Es steht für Leben, Fluidität, eine weiche, aber beharrliche Energie. Ihre Videoinstallation The Moon is Wet (2025) erzählt die Geschichte der „Majie“ – migrantische, alleinstehende Hausangestellte, die seit den 1930er-Jahren als Köchinnen und Kindermädchen in Singapur arbeiteten und eigene, alternative Lebensgemeinschaften bildeten. Der wirtschaftliche Aufstieg Singapurs ist ebenso eng mit der Lage am Wasser wie mit der Migration von Arbeitskräften verbunden. Deren vergessenen Geschichten und marginalisierten Stimmen gibt Poh in ihrer 3-Kanal-Videoinstallation Raum. Dabei verwebt sie die Monologe einer fiktiven Majie und einer heutigen realen Hausangestellten mit dem Mythos der Meeresgöttin Mazu, einer Schutzgottheit der Hokkien sprechenden Bevölkerung Südostasiens, zu einem Diskurs über Unterdrückung, über Zusammenhalt und gemeinschaftliches Handeln.
Verantwortliches Handeln setzt Poh auch in einen Bezug zu unserem Planeten: Ihr Film What’s softest in the world rushes and runs over what’s hardest in the world, der erstmals 2024 auf der Biennale in Venedig zu sehen war, widmet sich zarten, verletzlichen Momenten. Stimmen, Geräusche und Bilder verschmelzen miteinander: Berichte von queeren Paaren über die Gefühle bei der Geburt ihrer Kinder, von den ersten Augenblicken im Kreißsaal, vom Stillen. Die intimen Einblicke in nicht-heteronormative Familien in Singapur werden von Bildern von Bäumen, Waldboden und Himmel unterbrochen – Naturaufnahmen und mikroskopische Welten, die von Insekten und winzigen Organismen bewohnt sind. Der Film handelt von der Liebe, den Ängsten von LGBTQ+-Eltern, vom Einfrieren der Eizellen, von künstlicher Befruchtung und der Entscheidung, trotz gesetzlicher Hürden und gesellschaftlicher Ablehnung, in Singapur eine Familie zu gründen – ein Akt des Widerstands. Poh plädiert für den Schutz von bedrohten Biotopen, Tieren und Pflanzen ebenso wie für den Schutz von Frauen und der LGBTQ+-Community. Dabei thematisiert ihr Werk auch das Verschwimmen der Grenzen zwischen „Natürlichem“ und „Künstlichem“. Ähnlich wie in der Ökologie fordert Poh Empathie auch im Einsatz neuer Technologien und im digitalen Raum ein.
In Filmen wie public solitude (2022) und GOOD MORNING YOUNG BODY (2021-2023) verarbeitet sie ihre traumatischen Erfahrungen als Fernseh-Kinderstar im Singapur der 1990er-Jahre. Mithilfe von KI und archiviertem Filmmaterial formt sie einen Deepfake-Avatar ihres jüngeren Ichs – eine Reaktion auf die Sexualisierung ihres kindlichen Körpers und die auf diesen gerichtete mediale Aufmerksamkeit. So wird dieser Avatar zum Instrument der Medienkritik und des cyberfeministischen Aktivismus. Wie in all ihren Arbeiten geht es Poh auch hier um Selbstermächtigung in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Virtualität zunehmend verschwimmen.
Kuratorin: Britta Färber, Global Head Art & Culture, Deutsche Bank
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Seit 2010 zeichnet die Deutsche Bank jährlich eine*n Kunstschaffende*n aus und bietet so neuen Positionen in der aktuellen Kunst eine Plattform. Charmaine Poh wurde von Stephanie Rosenthal, Direktorin des Guggenheim Abu Dhabi Project, vorgeschlagen und von der Bank als „Artist of the Year“ ausgewählt.
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Bühnenbild: Charmaine Poh, The Moon is Wet, 2025 © Charmaine Poh; Portrait: Charmaine Poh © Muhammad Fadli