6.3. – 21.4.2025

OnView – Togetherness

Filmserie

OnView ist eine neue Reihe des PalaisPopulaire: Jeweils im Frühjahr und Herbst wird das Haus über einen Zeitraum von bis zu sechs Wochen Filme internationaler Künstler*innen zu einem Schwerpunktthema zeigen. Die erste Ausgabe vereint sechs Arbeiten unter dem Titel Togetherness.

Zum Thema „Zusammengehörigkeit“ gehören Begriffe wie Zusammenhalt, Solidarität, Übereinstimmung und Verbundenheit. Das von Sara Bernshausen kuratierte Programm präsentiert Filme von Trisha Brown, Cao Fei, Cinthia Marcelle, Rene Matić, Marco Perego und Koki Tanaka, die unterschiedliche Ansätze bieten, über Fragen der Gemeinschaft, Zugehörigkeit, familiärer oder gesellschaftlicher Bindung und Vertrauen zu reflektieren. Was hält uns zusammen, macht uns zum Teil einer Gemeinschaft? Was muss von Einzelnen eingebracht werden, um das funktionierende Miteinander zu ermöglichen?

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Kuratiert von Sara Bernshausen, Stellvertretende Direktorin PalaisPopulaire

Gesamtlänge: 2 Stunden 25 Minuten

Abfolge:

Cinthia Marcelle, Leitmotiv, Brazil, 2012

Die Arbeit Leitmotiv aus dem Jahr 2012 kann als Einstieg in die Reihe Togetherness gelesen werden – als Metapher für die Aufgaben jedes Individuums in einer demokratischen Gesellschaft. Die brasilianische Künstlerin Cinthia Marcelle hat für diesen Film eine Gruppe von Reinigungskräften gebeten, Wasser so über den Boden zu wischen, dass sich im rechteckigen Bildfeld der Kamera ein Wasserstrudel bildet. Nur wenn alle gemeinsam und von allen Seiten gleich stark wischen, hält sich das Wasser in der Mitte. Sobald eine*r oder alle zusammen nachlassen, fließt das Wasser ab. Alle Beteiligten sind gemeinsam und gleichermaßen verantwortlich, die fragile Form zu erhalten.

Farbvideo mit Stereosound
4:16 min
Courtesy of the Artist and Sprovieri Gallery, London

Koki Tanaka, A Haircut by 9 Hairdressers at Once (Second Attempt), 2010

Ausgangspunkt von Koki Tanakas A Haircut by 9 Hairdressers at Once (Second Attempt), 2010, ist ebenfalls eine Performance. Der Film gehört zu einer Reihe von Experimenten, in denen Tanaka Menschen als Kollektiv an einer einzigen Aufgabe arbeiten lässt. Hier versuchen neun Friseure gleichzeitig an nur einem Modell die Haare zu schneiden. In diesem Prozess müssen die Teilnehmenden eigene Idee, Ansätze und Gewohnheiten zurückstellen und ausloten, was gemeinsam zu erreichen ist. Das Experiment mit offenem Ende ist zugleich eine Dokumentation des sozialen Miteinanders.

HD-Video mit Ton
28:14 min
Courtesy of the Artist, Vitamin Creative Space, Guangzhou and Aoyama Meguro, Tokyo

Rene Matić, Many Rivers, 2022

Der Titel von Rene Matićs Arbeit Many Rivers, 2022, deutet es bereits an: Viele verschiedene Flüsse werden zum Strom. Der Film ist ein sehr persönliches und bewegendes Porträt von Matićs Vater. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, sei es gesellschaftlich oder familiär, prägen den Film. Der Fokus liegt dabei auf den Rassen- und Klassenschranken, die das gesellschaftliche Leben Großbritanniens in der Nachkriegszeit prägten.

HD-Video mit Ton
30:00 min
Courtesy of the Artist and Arcadia Missa, London

Trisha Brown, Leaning Duets, 1970

Der Film Leaning Duets fängt die gleichnamige Performance von Trisha Brown 1970 auf den Straßen des New Yorker Stadtteils Soho ein. In ihren Choreografien lässt Brown oft alltägliche Bewegungen durch sorgfältig ausgeführte repetitive Gesten in einem neuen Kontext erleben. Leaning Duets zeigt uns fünf Paare, die nur im Einklang miteinander Schritte machen beziehungsweise sich nach vorn bewegen können.Gemeinsam erreichen sie eine Balance, die auf Vertrauen aufbaut.

16mm Film, auf HD-Video übertragen (schwarz-weiß, ohne Ton)
2:21 min
The Museum of Modern Art, New York. Acquired in part through the generosity of the Robert Rauschenberg Foundation, Sarah Arison, Jody & John Arnhold, and Agnes Gund, 2019
© 2024 Trisha Brown. Courtesy of the Estate of Trisha Brown and the Trisha Brown Dance Company

Marco Perego, Dovecote, 2024

Dovecote aus dem Jahr 2024 von Marco Perego, der in der 60. Biennale von Venedig im vatikanischen Pavillon seine Premiere hatte, ist ein fast wortloser Film, dessen Handlung im Frauengefängnis Giudecca in Venedig spielt. Die Kamera begleitet die Freilassung einer Insassin, der mit dem Abschied von einer Gemeinschaft einhergeht. Der Verlust von Vertrautem und Zuneigung, von Nähe und Solidarität trübt hier die Aussicht auf die ungewisse Zukunft in der Freiheit als Individuum.

Cao Fei, Asia One, 2018

Auch Cao Feis Film Asia One von 2018 kann als Studie sozialer Beziehungen gelesen werden. Verortet in einer nahen Zukunft, handelt dieser von den beiden einzigen Menschen, die in dem riesigen, vollautomatisierten Logistikzentrum „Asia One Unmanned Warehouse“ angestellt sind. Zunächst scheint sich das Paar in dieser hocheffizienten Infrastruktur den Maschinen und einem KI-Roboterassistenten näher zu fühlen als einander. Asia One ist teils Musical, teils Liebesgeschichte. Die Arbeit wirft einen mitunter humorvollen Blick auf das menschliche Miteinander in einer digitalisierten Welt.