Die Jungfrau ist ein zentrales Motiv in La Chola Pobletes Werk. Sie taucht immer wieder in ihren Installationen und Bildern auf. Ihr widmet die Künstlerin in Guaymallén eine ganze Serien von Aquarellen. Für La Chola Poblete hat die Jungfrau eine wichtige und zugleich komplexe Symbolik: Man kann in ihr die Mutter, die Frau, die Heilige, die Hure oder die Göttin Pachamama sehen. Pachamama gilt vielen Indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter. Sie beschenkt, nährt, beschützt und erhört Gebete; sie wird rituell verehrt. Pachamama ist die Vermittlerin zwischen der Ober- und Unterwelt. Heute wird sie als Sinnbild für Identität, sozialpolitischen Widerstand und als Hoffnung auf ein ganzheitlicheres Leben angesehen. „Pacha“ galt ursprünglich als eher geschlechtslose, nicht personifizierte Wesenheit, eine Auffassung, die sich unter der Kolonialherrschaft aber veränderte.
Für weite Teile der Indigenen Bevölkerung vermischt sich die Gestalt der Pachamama mit Maria, der Muttergottes Maria. So vereinen sich in ihr vorchristliche und christliche Züge. Beiden ist vieles gemeinsam: so etwa die betonte Mütterlichkeit und die Differenzierung in lokale Personifikationen, wobei die Gestalt der Jungfrau an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Form verehrt wird. So erscheinen auf La Chola Pobletes großformatigen Aquarellen, Virgen del Carmen de Cuyo und Virgen de la Carrodilla, zwei lokale Mariengestalten aus der Provinz Mendoza, die vor allem die Weinlese und die Ernte schützen sollen. Auf die Verschmelzung christlicher und andiner Kultur verweist auch der Titel des Aquarells Barroco Andino (2023) – Andiner Barock.
„In meinem Fall war sie das erste Frauenbild, das in mir Angst und gleichzeitig Respekt auslöste“, sagt La Chola Poblete. Zugleich erscheint die Jungfrau bei ihr als Pop-Ikone, wie Madonna, Naomi Campbell und Evita Peron. Um die auf ihren Aquarellen immer zentral positionierte Gestalt der Jungfrau/Göttin/Maria entwickelt sich ein assoziatives Geflecht aus Symbolen, Figuren, Logos, Graffitis, organischen und ornamentalen Formen. Diese fast musikalisch-rhythmisch anmutenden Kompositionen wirken wie visuelle Songs oder Gedichte, jedes Element entfaltet im Zusammenspiel eine Vielzahl von Bedeutungen. Immer wieder tauchen auch hier andere Motive der Ausstellung auf: die tanzenden Gestalten mit Penissen, Brüsten und Stöckelschuhen, Brotmasken, Camouflage-Muster. Zugleich fließt La Chola Pobletes Alltag in diese Bilder ein: Ein Graffiti, das sie im Vorbeigehen gesehen hat, Etiketten von Weinflaschen, Gedanken zu Gender und Sexualität, Zitate aus Rocksongs oder Büchern.
Informationen
La Chola Poblete
Virgin de la Carrodilla, 2023
(Jungfrau von Carrodilla)
Die Jungfrau ist ein zentrales Motiv in La Chola Pobletes Werk. Sie taucht immer wieder in ihren Installationen und Bildern auf. Ihr widmet die Künstlerin in Guaymallén eine ganze Serien von Aquarellen. Für La Chola Poblete hat die Jungfrau eine wichtige und zugleich komplexe Symbolik: Man kann in ihr die Mutter, die Frau, die Heilige, die Hure oder die Göttin Pachamama sehen. Pachamama gilt vielen Indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter. Sie beschenkt, nährt, beschützt und erhört Gebete; sie wird rituell verehrt. Pachamama ist die Vermittlerin zwischen der Ober- und Unterwelt. Heute wird sie als Sinnbild für Identität, sozialpolitischen Widerstand und als Hoffnung auf ein ganzheitlicheres Leben angesehen. „Pacha“ galt ursprünglich als eher geschlechtslose, nicht personifizierte Wesenheit, eine Auffassung, die sich unter der Kolonialherrschaft aber veränderte.
Für weite Teile der Indigenen Bevölkerung vermischt sich die Gestalt der Pachamama mit Maria, der Muttergottes Maria. So vereinen sich in ihr vorchristliche und christliche Züge. Beiden ist vieles gemeinsam: so etwa die betonte Mütterlichkeit und die Differenzierung in lokale Personifikationen, wobei die Gestalt der Jungfrau an verschiedenen Orten in unterschiedlicher Form verehrt wird. So erscheinen auf La Chola Pobletes großformatigen Aquarellen, Virgen del Carmen de Cuyo und Virgen de la Carrodilla, zwei lokale Mariengestalten aus der Provinz Mendoza, die vor allem die Weinlese und die Ernte schützen sollen. Auf die Verschmelzung christlicher und andiner Kultur verweist auch der Titel des Aquarells Barroco Andino (2023) – Andiner Barock.
„In meinem Fall war sie das erste Frauenbild, das in mir Angst und gleichzeitig Respekt auslöste“, sagt La Chola Poblete. Zugleich erscheint die Jungfrau bei ihr als Pop-Ikone, wie Madonna, Naomi Campbell und Evita Peron. Um die auf ihren Aquarellen immer zentral positionierte Gestalt der Jungfrau/Göttin/Maria entwickelt sich ein assoziatives Geflecht aus Symbolen, Figuren, Logos, Graffitis, organischen und ornamentalen Formen. Diese fast musikalisch-rhythmisch anmutenden Kompositionen wirken wie visuelle Songs oder Gedichte, jedes Element entfaltet im Zusammenspiel eine Vielzahl von Bedeutungen. Immer wieder tauchen auch hier andere Motive der Ausstellung auf: die tanzenden Gestalten mit Penissen, Brüsten und Stöckelschuhen, Brotmasken, Camouflage-Muster. Zugleich fließt La Chola Pobletes Alltag in diese Bilder ein: Ein Graffiti, das sie im Vorbeigehen gesehen hat, Etiketten von Weinflaschen, Gedanken zu Gender und Sexualität, Zitate aus Rocksongs oder Büchern.
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
La Chola Poblete: Guaymallén
Hardrock, Rolinga, Ballroom: La Chola Pobletes Banner-Installation
Materialität, Metaphern und Gegensätze
Mythen und Madonnen: Inszenierte Fotografien
Spiel mit kulturellen Erwartungen: La Chola Poblete und die Nasca-Linien
Venus papas lays, 2023
Venus Cacharos, 2023
Die gestreifte Säule: Eine Hommage an Freddi Mamani Silvestres neoandinen Architekturstil