Für viele Künstler*innen sind die Kindheit und Jugend zugleich traumatische wie auch absolut inspirierende Erfahrungen, die ihr gesamtes Werk prägen. Andy Warhols Pop Art wäre ohne seine Herkunft aus der katholisch-orthodoxen, osteuropäischen Arbeiterschicht in der Industriestadt Pittsburgh nicht denkbar. Das Werk der britischen Künstlerin Tracey Emin ist ebenso eng mit den diskriminierenden sexuellen Erfahrungen ihrer Jugend und dem Aufwachsen in prekären Verhältnissen in der englischen Küstenstadt Margate verbunden.
La Chola Pobletes Ausstellung Guaymallén ist eine Hommage an ihre Geburtsstadt in der Provinz Mendoza und zugleich eine Reflexion der unterschiedlichen Erfahrungen und kulturellen Einflüsse, die sie zur Künstlerin gemacht haben. Wie auch für Warhol oder Emin ist die Beschäftigung mit der Herkunft auch bei ihr an die Auseinandersetzung mit Klasse, Identität, Tradition, Massenkultur und Spiritualität gebunden.
La Chola Poblete wird 1989 als Mauricio Poblete in eine Arbeiterfamilie bolivianischer Herkunft hineingeboren. Die Mutter ist Hausangestellte, der Stiefvater LKW-Fahrer. Die Familie lebt extrem bescheiden, oft an der Armutsgrenze, und Mauricio wächst bei der Großmutter auf. Aufgrund seiner Homosexualität und dunklen Hautfarbe wird Mauricio in der Nachbarschaft diskriminiert: „Sie nannten mich ‚boliperuvianisch‘. Das Konzept der ‚braunen Identität‘ war noch nicht bekannt, von Rassismus war keine Rede.“
Zugleich sind Popkultur, Comics und Musik prägend für den Teen. In den 1990er-Jahren blüht nach einem Konzert der Rolling Stones die Rolinga-Kultur auf. Die Fans lieben die Stones und die argentinischen Bands, die von ihnen beeinflusst sind. Deren Texte konzentrieren sich immer mehr auf das Lokale und das Leben der Armen. Es formiert sich ein ähnlicher Gruppenzusammenhalt, eine ähnliche Kultur wie bei Fußballfans. Gleichzeitig bildet sich eine eigene argentinische Hardrock- und Metal-Szene, deren Ästhetik La Chola Poblete in ihren Arbeiten zitiert. Das Banner ist eine Hommage an diese Ära, zugleich ruft es nicht nur Assoziationen mit Rock und Fußball auf, sondern verweist auch auf mit politischen Widerstand.
Auf der Wandtapete kombiniert La Chola Poblete den flirrenden Hardrock-Schriftzug von „Guaymallén“ mit maskenhaften Tänzern, die an einen Rave, ein Ritual oder auch an Voguing denken lassen. In diesen Arbeiten verbindet La Chola Poblete Gender-Theorie, die Auseinandersetzung mit Rassismus und Ungleichheit mit ganz speziellen Ausprägungen von Pop, Rock, Club- und Working-Class-Kultur. Zugleich widersetzt sich die Montage in ihren unterschiedlichen Stilen der Trennung von Hoch-und Massenkultur, der Vorstellung, die Diskurse um Identität und Klasse seien nicht vereinbar.
Informationen
La Chola Poblete
Für viele Künstler*innen sind die Kindheit und Jugend zugleich traumatische wie auch absolut inspirierende Erfahrungen, die ihr gesamtes Werk prägen. Andy Warhols Pop Art wäre ohne seine Herkunft aus der katholisch-orthodoxen, osteuropäischen Arbeiterschicht in der Industriestadt Pittsburgh nicht denkbar. Das Werk der britischen Künstlerin Tracey Emin ist ebenso eng mit den diskriminierenden sexuellen Erfahrungen ihrer Jugend und dem Aufwachsen in prekären Verhältnissen in der englischen Küstenstadt Margate verbunden.
La Chola Pobletes Ausstellung Guaymallén ist eine Hommage an ihre Geburtsstadt in der Provinz Mendoza und zugleich eine Reflexion der unterschiedlichen Erfahrungen und kulturellen Einflüsse, die sie zur Künstlerin gemacht haben. Wie auch für Warhol oder Emin ist die Beschäftigung mit der Herkunft auch bei ihr an die Auseinandersetzung mit Klasse, Identität, Tradition, Massenkultur und Spiritualität gebunden.
La Chola Poblete wird 1989 als Mauricio Poblete in eine Arbeiterfamilie bolivianischer Herkunft hineingeboren. Die Mutter ist Hausangestellte, der Stiefvater LKW-Fahrer. Die Familie lebt extrem bescheiden, oft an der Armutsgrenze, und Mauricio wächst bei der Großmutter auf. Aufgrund seiner Homosexualität und dunklen Hautfarbe wird Mauricio in der Nachbarschaft diskriminiert: „Sie nannten mich ‚boliperuvianisch‘. Das Konzept der ‚braunen Identität‘ war noch nicht bekannt, von Rassismus war keine Rede.“
Zugleich sind Popkultur, Comics und Musik prägend für den Teen. In den 1990er-Jahren blüht nach einem Konzert der Rolling Stones die Rolinga-Kultur auf. Die Fans lieben die Stones und die argentinischen Bands, die von ihnen beeinflusst sind. Deren Texte konzentrieren sich immer mehr auf das Lokale und das Leben der Armen. Es formiert sich ein ähnlicher Gruppenzusammenhalt, eine ähnliche Kultur wie bei Fußballfans. Gleichzeitig bildet sich eine eigene argentinische Hardrock- und Metal-Szene, deren Ästhetik La Chola Poblete in ihren Arbeiten zitiert. Das Banner ist eine Hommage an diese Ära, zugleich ruft es nicht nur Assoziationen mit Rock und Fußball auf, sondern verweist auch auf mit politischen Widerstand.
Auf der Wandtapete kombiniert La Chola Poblete den flirrenden Hardrock-Schriftzug von „Guaymallén“ mit maskenhaften Tänzern, die an einen Rave, ein Ritual oder auch an Voguing denken lassen. In diesen Arbeiten verbindet La Chola Poblete Gender-Theorie, die Auseinandersetzung mit Rassismus und Ungleichheit mit ganz speziellen Ausprägungen von Pop, Rock, Club- und Working-Class-Kultur. Zugleich widersetzt sich die Montage in ihren unterschiedlichen Stilen der Trennung von Hoch-und Massenkultur, der Vorstellung, die Diskurse um Identität und Klasse seien nicht vereinbar.
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
La Chola Poblete: Guaymallén
Pop-Ikone, heilige Jungfrau, Pachamama: La Cholas Vírgenes- Aquarelle
Materialität, Metaphern und Gegensätze
Mythen und Madonnen: Inszenierte Fotografien
Spiel mit kulturellen Erwartungen: La Chola Poblete und die Nasca-Linien
Venus papas lays, 2023
Venus Cacharos, 2023
Die gestreifte Säule: Eine Hommage an Freddi Mamani Silvestres neoandinen Architekturstil