„Ich denke gerne in Formen. Ich liebe das Hybride, das Synkretistische. Ich stelle mir diese Arbeit wie ein großes Kreuz vor.“ In der Installation von La Chola Poblete trifft Gegensätzliches aufeinander: das Harte und Metallische des verzierten Metallspeers, das Poetische und Wässrige der Aquarelle, die Formbarkeit des Brotes, das mit Wärme und Nahrung assoziiert wird. Zugleich fließen in dieses Werk Anspielungen auf verschiedene Religionen und Rituale ein; Spiritualität, Gewalt und Sexualität manifestieren sich auf unterschiedlichste Weisen.
Transsubstantiation bezeichnet in der römisch-katholischen Theologie die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi in der heiligen Messe. Die Installation greift die christlichen Motive von Kreuz und Brot auf, die von La Chola mit ihrer eigenen mystischen Bildsprache verbunden werden. Die Arbeit spiegelt einen Prozess, der zugleich geistig und körperlich ist: Kunst und Leben, Verwandlung und innere Ganzheit.
Der Speer, an dem die Zeichnungen und Brotmasken hängen, erinnert an die Folterinstrumente der Inquisition, die La Chola Poblete immer wieder in ihren Installationen und Ausstellungen thematisiert. Er symbolisiert die Wunden, die durch religiöse und ideologische Unterdrückung entstehen, und steht zugleich für den Widerstand, für die Entschlossenheit und Radikalität, mit der die Künstlerin sich den normierten Vorstellungen von Körper, Geschlecht, Identität und „Rasse“ widersetzt. Sie sagt: „Ich will alles sein, was ich sein will, und nichts von dem, was man mir sagt, was ich bin.“ Die Lanze lässt sich so als statisches, starres Gebilde vorstellen, aus dem auf fast alchemistische Weise neues, wandelbares Leben erwächst.
Und weiter: „Jeder kann sein Gesicht verhüllen, um nicht erkannt zu werden, das Aussehen einer anderen Person annehmen oder an bestimmten theatralischen oder rituellen Aktivitäten teilnehmen.“ Masken sind bei ihr Ausdruck von Performativität und fluider Identität. Für die Masken fertigt sie Drahtformen an, die dann von mit Brotteig überzogen, modelliert und gebacken werden. Dem Brotbacken und Aquarellieren sei eines gemeinsam: „Wenn ich eine Maske aus Brot forme oder mit fließender Aquarellfarbe arbeite, gehen beide ihren eigenen, unumkehrbaren Weg. Einerseits nimmt der Teig verschiedene Farbtöne an, je nachdem, wie lange er im Ofen bleibt. Er verändert seine Form, geht auf, reißt und verbrennt. In ähnlicher Weise verzerrt die Aquarellfarbe die Zeichnung, vermischt sich mit anderen Flecken und Spritzern und schafft neue Formen. Ich habe das Gefühl, dass diese Materialien etwas Performatives an sich haben, sie sind veränderlich, sie fließen.“
Auch die Aquarelle verkörpern die Idee einer sich ständig verändernden Identität: Aus den wasserlöslichen Farben entstehen phallische oder skelettartige Formen, Extremitäten, Gesichter und Blutgefäße. Immer wieder tauchen tanzende, nicht-binäre Figuren in High Heels auf – geschlechtslose Körper, die zerschmelzen oder sich verformen. Sie sind der queeren Ballroom-Szene ebenso verbunden wie dem rituellen Tanz. Und da sind die Camouflage-Quadrate, die sich als neues formales Element in den Bildern von La Chola Poblete etablieren. Sie verweisen auf Andy Warhols berühmte Camouflage-Selbstporträts, aber auch auf die Idee der Tarnung, der Unterminierung, auf die Militanz einer nicht durchschaubaren, künstlerisch oder sexuell nicht eindeutigen Identität.
Informationen
La Chola Poblete
Ohne Titel, 2023
„Ich denke gerne in Formen. Ich liebe das Hybride, das Synkretistische. Ich stelle mir diese Arbeit wie ein großes Kreuz vor.“ In der Installation von La Chola Poblete trifft Gegensätzliches aufeinander: das Harte und Metallische des verzierten Metallspeers, das Poetische und Wässrige der Aquarelle, die Formbarkeit des Brotes, das mit Wärme und Nahrung assoziiert wird. Zugleich fließen in dieses Werk Anspielungen auf verschiedene Religionen und Rituale ein; Spiritualität, Gewalt und Sexualität manifestieren sich auf unterschiedlichste Weisen.
Transsubstantiation bezeichnet in der römisch-katholischen Theologie die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi in der heiligen Messe. Die Installation greift die christlichen Motive von Kreuz und Brot auf, die von La Chola mit ihrer eigenen mystischen Bildsprache verbunden werden. Die Arbeit spiegelt einen Prozess, der zugleich geistig und körperlich ist: Kunst und Leben, Verwandlung und innere Ganzheit.
Der Speer, an dem die Zeichnungen und Brotmasken hängen, erinnert an die Folterinstrumente der Inquisition, die La Chola Poblete immer wieder in ihren Installationen und Ausstellungen thematisiert. Er symbolisiert die Wunden, die durch religiöse und ideologische Unterdrückung entstehen, und steht zugleich für den Widerstand, für die Entschlossenheit und Radikalität, mit der die Künstlerin sich den normierten Vorstellungen von Körper, Geschlecht, Identität und „Rasse“ widersetzt. Sie sagt: „Ich will alles sein, was ich sein will, und nichts von dem, was man mir sagt, was ich bin.“ Die Lanze lässt sich so als statisches, starres Gebilde vorstellen, aus dem auf fast alchemistische Weise neues, wandelbares Leben erwächst.
Und weiter: „Jeder kann sein Gesicht verhüllen, um nicht erkannt zu werden, das Aussehen einer anderen Person annehmen oder an bestimmten theatralischen oder rituellen Aktivitäten teilnehmen.“ Masken sind bei ihr Ausdruck von Performativität und fluider Identität. Für die Masken fertigt sie Drahtformen an, die dann von mit Brotteig überzogen, modelliert und gebacken werden. Dem Brotbacken und Aquarellieren sei eines gemeinsam: „Wenn ich eine Maske aus Brot forme oder mit fließender Aquarellfarbe arbeite, gehen beide ihren eigenen, unumkehrbaren Weg. Einerseits nimmt der Teig verschiedene Farbtöne an, je nachdem, wie lange er im Ofen bleibt. Er verändert seine Form, geht auf, reißt und verbrennt. In ähnlicher Weise verzerrt die Aquarellfarbe die Zeichnung, vermischt sich mit anderen Flecken und Spritzern und schafft neue Formen. Ich habe das Gefühl, dass diese Materialien etwas Performatives an sich haben, sie sind veränderlich, sie fließen.“
Auch die Aquarelle verkörpern die Idee einer sich ständig verändernden Identität: Aus den wasserlöslichen Farben entstehen phallische oder skelettartige Formen, Extremitäten, Gesichter und Blutgefäße. Immer wieder tauchen tanzende, nicht-binäre Figuren in High Heels auf – geschlechtslose Körper, die zerschmelzen oder sich verformen. Sie sind der queeren Ballroom-Szene ebenso verbunden wie dem rituellen Tanz. Und da sind die Camouflage-Quadrate, die sich als neues formales Element in den Bildern von La Chola Poblete etablieren. Sie verweisen auf Andy Warhols berühmte Camouflage-Selbstporträts, aber auch auf die Idee der Tarnung, der Unterminierung, auf die Militanz einer nicht durchschaubaren, künstlerisch oder sexuell nicht eindeutigen Identität.
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
La Chola Poblete: Guaymallén
Pop-Ikone, heilige Jungfrau, Pachamama: La Cholas Vírgenes- Aquarelle
Hardrock, Rolinga, Ballroom: La Chola Pobletes Banner-Installation
Mythen und Madonnen: Inszenierte Fotografien
Spiel mit kulturellen Erwartungen: La Chola Poblete und die Nasca-Linien
Venus papas lays, 2023
Venus Cacharos, 2023
Die gestreifte Säule: Eine Hommage an Freddi Mamani Silvestres neoandinen Architekturstil