Wong Hoy Cheong

Audioguide

Durchlöcherte Buchseiten. Als hätte jemand eine Landkarte herausgeschnitten. Hier war aber nur indirekt ein Mensch beteiligt. Für seine Serie "Colonies Bite Back“ – „Die Kolonien beißen zurück“ hat der malaiische Künstler Wong Hoy Cheong britische Schulbücher aus der späten Kolonialzeit gesammelt und sie einer Termitenkolonie zu fressen gegeben. Die Tiere ließen es sich schmecken und zerlöcherten die Bücher, deren Inhalte einst dazu dienten, die kolonialen Strukturen der Briten ideologisch zu untermauern.

Wong Hoy Cheong wuchs in Penang auf – einem ehemals bedeutenden Zentrum der britischen Kolonialverwaltung in Malaysia. Seine Kindheit dort prägt sein künstlerisches Werk bis heute. Er untersucht darin unter anderem das Leid der Malaien unter der japanischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg und den Prozess der Loslösung von der Kolonialherrschaft bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1957. Er sieht das Land als „das vielleicht komplexeste multiethnische und kulturelle Land der Welt“.

Die zerfressenen Buchseiten sind eine Meditation über den Wandel. Sie zeigen einen Auflösungsprozess mit symbolischer Kraft. Er steht für den Zerfall des Kolonialismus und für den nach und nach schwindenden Einfluss der britischen Kolonialmacht auf Malaysia. Aber auch für die Tilgung der Erinnerung an diese Zeit und für das Finden einer neuen nationalen Identität.