In Ouidah, einer Stadt am Meer in Benin, steht ein großer, sehr alter Baum. Der „Baum des Vergessens“. Die Stadt war ein Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels. Millionen gefangene Afrikanerinnen und Afrikaner wurden hier an Händler verkauft, in Schiffe gepfercht, und nach Amerika verschleppt. Bevor sie ihre Heimat für immer verließen, wurden sie zu einem Ritual gezwungen: Sie mussten den Baum des Vergessens im Uhrzeigersinn umrunden – Männer neun Mal, Frauen sieben Mal. Damit sollten alle Erinnerungen an ihr bisheriges Leben, an ihre Herkunft und ihre Lieben ausgelöscht sein.
Der Künstler Paulo Nazareth umläuft den Baum in anderer Richtung: rückwärts und gegen den Uhrzeigersinn – in mehr als 400 Runden. Es ist der poetische Versuch, die Zeit zurück zu spulen. Dem Akt des Vergessens stellt er einen Akt des Erinnerns entgegen. Die Fahnen afrikanischer Nationen, die um die Äste des Baumes geschlungen sind, weisen auf die verschiedenen Länder, aus denen die Verschleppten kamen.
Paulo Nazareth stammt aus Brasilien – ein Land in das so viele afrikanische Sklaven gebracht wurden wie in kein anderes. Vom Jahr 1501 bis ins Jahr 1866 waren es etwa 4,9 Millionen. Hinzu kommen Millionen Indigener, die dort von den portugiesischen Kolonialisten versklavt wurden. Der Künstler wiederholte seine Performance deshalb auch in Brasilien. Dort ging er rückwärts um einen Trompetenbaum, dessen leuchtend gelbe Blüten als brasilianisches Nationalsymbol gelten. Auf weiten Wanderungen erkundet er die Wege von Sklavinnen und Sklaven, macht Erinnerungsspuren sichtbar und nähert sich durch die Verbindung der Orte und Zeiten auch seine eigenen Wurzeln.
Informationen
Paulo Nazareth
*1977, Borun Nak, Brazil
Lebt und arbeitet auf der ganzen Welt
© Courtesy the artist and Stevenson, Capetown / Johannesburg / Amsterdam
Audioguide
In Ouidah, einer Stadt am Meer in Benin, steht ein großer, sehr alter Baum. Der „Baum des Vergessens“. Die Stadt war ein Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels. Millionen gefangene Afrikanerinnen und Afrikaner wurden hier an Händler verkauft, in Schiffe gepfercht, und nach Amerika verschleppt. Bevor sie ihre Heimat für immer verließen, wurden sie zu einem Ritual gezwungen: Sie mussten den Baum des Vergessens im Uhrzeigersinn umrunden – Männer neun Mal, Frauen sieben Mal. Damit sollten alle Erinnerungen an ihr bisheriges Leben, an ihre Herkunft und ihre Lieben ausgelöscht sein.
Der Künstler Paulo Nazareth umläuft den Baum in anderer Richtung: rückwärts und gegen den Uhrzeigersinn – in mehr als 400 Runden. Es ist der poetische Versuch, die Zeit zurück zu spulen. Dem Akt des Vergessens stellt er einen Akt des Erinnerns entgegen. Die Fahnen afrikanischer Nationen, die um die Äste des Baumes geschlungen sind, weisen auf die verschiedenen Länder, aus denen die Verschleppten kamen.
Paulo Nazareth stammt aus Brasilien – ein Land in das so viele afrikanische Sklaven gebracht wurden wie in kein anderes. Vom Jahr 1501 bis ins Jahr 1866 waren es etwa 4,9 Millionen. Hinzu kommen Millionen Indigener, die dort von den portugiesischen Kolonialisten versklavt wurden. Der Künstler wiederholte seine Performance deshalb auch in Brasilien. Dort ging er rückwärts um einen Trompetenbaum, dessen leuchtend gelbe Blüten als brasilianisches Nationalsymbol gelten. Auf weiten Wanderungen erkundet er die Wege von Sklavinnen und Sklaven, macht Erinnerungsspuren sichtbar und nähert sich durch die Verbindung der Orte und Zeiten auch seine eigenen Wurzeln.
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