Willkommen in unserer Ausstellung The Struggle of Memory.
Ein Geruch, ein Klang, eine Berührung oder ein Bild reichen oft schon aus, um in uns eine Erinnerung auszulösen. Erinnerungen sind unsichtbar, ungenau, instabil und unkontrollierbar. Und manchmal erinnern wir uns an Dinge, die wir lieber vergessen würden. In anderen Fällen fällt es uns schwer, uns überhaupt zu erinnern. Dabei formen unsere individuellen Erinnerungen unser Selbstgefühl, unsere gemeinsamen Erinnerungen helfen uns, unsere soziale Zusammengehörigkeit zu bewahren.
Der Ausstellungstitel ist einer Sammlung von Kurzgeschichten des tschechischen Autors Milan Kundera entlehnt. In diesem Buch schreibt Kundera: „Will man Völker liquidieren, nimmt man ihnen zuerst das Gedächtnis. Man vernichtet ihre Bücher, ihre Bildung, ihre Geschichte. Und irgendwer schreibt ihnen andere Bücher, gibt ihnen eine andere Bildung und erfindet ihnen eine neue Geschichte. Das Volk beginnt langsam zu vergessen, was es war und was es ist. Die Welt rundum vergisst es noch schneller.“
Seit die Portugiesen sich im 15. Jahrhundert erstmals an den afrikanischen Küsten festsetzten, ist die Geschichte Afrikas von solchen Kämpfen geprägt. Zunächst nahmen die portugiesische Krone und jesuitische Missionare friedliche Verbindungen zum Königreich Kongo auf. Diese Phase dauerte jedoch nicht lange.
Der Sklavenhandel, gefolgt vom Kolonialismus, verursachte tiefe und langanhaltende Wunden. Vor 190 Jahren wurde die Sklaverei abgeschafft, und seit der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Länder sind mehr als 60 Jahre vergangen. Doch die ehemaligen Kolonialmächte haben erst vor kurzem damit begonnen, menschliche Überreste und geplünderte Artefakte zu restituieren. Diese Rückgabe ist jedoch meist nur symbolisch. Und Verbindungen zu einer längst verlorenen Vergangenheit wiederherzustellen, ist nicht einfach. In diesem Sinne bietet die Kunst eine echte Chance, sie ist ein „großzügiges Gefäß, das die Last der Erinnerung und die Hoffnung auf Vergebung zusammenhalten kann“, wie der nigerianischer Dramatiker Wole Soyinka es beschrieb.
Der erste Teil unserer Ausstellung versammelte Kunstwerke, die auf unterschiedliche Weise erforschen, wie der Körper Erinnerungen aufnimmt, verarbeitet, speichert und wieder abruft. Teil 2 hinterfragt jetzt, wie sich Erinnerungen in unser Gedächtnis einschreiben. Es werden Spuren aus der Geschichte erforscht; auch alternative, manchmal sogar subversive Sichtweisen der Vergangenheit kommen zum Vorschein.
Viele der Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit der Differenz zwischen persönlicher und offizieller Erzählung und mit der Ungenauigkeit von Erinnerung und Geschichte. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf das was manchmal übersehen wird, sie setzen Zeitabläufe neu zusammen. Manche Werke sind humorvoll, manche subversiv.
Sie betonen die Bedeutung der Sprache beim Erinnern und Widerstehen und ermutigen uns, alle unsere Sinne einzusetzen, um uns zu erinnern. Sie untersuchen die Unterschiede zwischen Fakten und Fiktionen und rekonstruieren mit ihrer Fantasie Verbindungen zur Vergangenheit in den Leerstellen, die die Geschichtsschreibung hinterlassen hat.
Irgendwann wird das Erlebnis dieser Ausstellung zu einer Ihrer Erinnerungen. Wir hoffen, dass die Erinnerung aufschlussreich und inspirierend sein wird! Genießen Sie Ihren Besuch.
Audioguide
Willkommen in unserer Ausstellung The Struggle of Memory.
Ein Geruch, ein Klang, eine Berührung oder ein Bild reichen oft schon aus, um in uns eine Erinnerung auszulösen. Erinnerungen sind unsichtbar, ungenau, instabil und unkontrollierbar. Und manchmal erinnern wir uns an Dinge, die wir lieber vergessen würden. In anderen Fällen fällt es uns schwer, uns überhaupt zu erinnern. Dabei formen unsere individuellen Erinnerungen unser Selbstgefühl, unsere gemeinsamen Erinnerungen helfen uns, unsere soziale Zusammengehörigkeit zu bewahren.
Der Ausstellungstitel ist einer Sammlung von Kurzgeschichten des tschechischen Autors Milan Kundera entlehnt. In diesem Buch schreibt Kundera: „Will man Völker liquidieren, nimmt man ihnen zuerst das Gedächtnis. Man vernichtet ihre Bücher, ihre Bildung, ihre Geschichte. Und irgendwer schreibt ihnen andere Bücher, gibt ihnen eine andere Bildung und erfindet ihnen eine neue Geschichte. Das Volk beginnt langsam zu vergessen, was es war und was es ist. Die Welt rundum vergisst es noch schneller.“
Seit die Portugiesen sich im 15. Jahrhundert erstmals an den afrikanischen Küsten festsetzten, ist die Geschichte Afrikas von solchen Kämpfen geprägt. Zunächst nahmen die portugiesische Krone und jesuitische Missionare friedliche Verbindungen zum Königreich Kongo auf. Diese Phase dauerte jedoch nicht lange.
Der Sklavenhandel, gefolgt vom Kolonialismus, verursachte tiefe und langanhaltende Wunden. Vor 190 Jahren wurde die Sklaverei abgeschafft, und seit der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Länder sind mehr als 60 Jahre vergangen. Doch die ehemaligen Kolonialmächte haben erst vor kurzem damit begonnen, menschliche Überreste und geplünderte Artefakte zu restituieren. Diese Rückgabe ist jedoch meist nur symbolisch. Und Verbindungen zu einer längst verlorenen Vergangenheit wiederherzustellen, ist nicht einfach. In diesem Sinne bietet die Kunst eine echte Chance, sie ist ein „großzügiges Gefäß, das die Last der Erinnerung und die Hoffnung auf Vergebung zusammenhalten kann“, wie der nigerianischer Dramatiker Wole Soyinka es beschrieb.
Der erste Teil unserer Ausstellung versammelte Kunstwerke, die auf unterschiedliche Weise erforschen, wie der Körper Erinnerungen aufnimmt, verarbeitet, speichert und wieder abruft. Teil 2 hinterfragt jetzt, wie sich Erinnerungen in unser Gedächtnis einschreiben. Es werden Spuren aus der Geschichte erforscht; auch alternative, manchmal sogar subversive Sichtweisen der Vergangenheit kommen zum Vorschein.
Viele der Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit der Differenz zwischen persönlicher und offizieller Erzählung und mit der Ungenauigkeit von Erinnerung und Geschichte. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf das was manchmal übersehen wird, sie setzen Zeitabläufe neu zusammen. Manche Werke sind humorvoll, manche subversiv.
Sie betonen die Bedeutung der Sprache beim Erinnern und Widerstehen und ermutigen uns, alle unsere Sinne einzusetzen, um uns zu erinnern. Sie untersuchen die Unterschiede zwischen Fakten und Fiktionen und rekonstruieren mit ihrer Fantasie Verbindungen zur Vergangenheit in den Leerstellen, die die Geschichtsschreibung hinterlassen hat.
Irgendwann wird das Erlebnis dieser Ausstellung zu einer Ihrer Erinnerungen. Wir hoffen, dass die Erinnerung aufschlussreich und inspirierend sein wird! Genießen Sie Ihren Besuch.
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
Anawana Haloba
Close-Up, 2013-16
Paulo Nazareth
L'Arbre D'Oublier (Tree of Forgetting), 2013
Sammy Baloji
Untitled #17, 2006
Sammy Baloji
Untitled, 2018
Lubaina Himid
Dreaming Has a Share in History, 2016
Yto Barrada
Belvedere 3, 2001
Jo Ractliffe
Details of Tiled Murals at the Fortaleza de São Miguel, Depicting Portuguese Explorations in Africa 6, 2007
Zohra Opoku
‘I have arisen from my egg which is in the lands of the secrets. I give my mouth to myself (so that) I may speak with it in the presence of the gods of the Duat. My hand shall not be turned away from the council of the great god Osiris, Lord of Rosetau, this one who is at the top of the dais. I have come (so that) I may do what my heart desires in the Island of Fire, extinguihing the fire which hcomes forth.', 2020
Alberta Whittle
Power from Below: decolonial agents (matrix), 2021
Wong Hoy Cheong
Study for Colonies Bite Back, 2001
Dineo Seshee Bopape
Lerole: footnotes (The struggle of memory against forgetting), 2017