Das wilde, unberechenbare und gefährliche Afrika schnappt zu. So könnten die portugiesischen Koloniallisten das gekachelte Wandgemälde interpretiert haben, dessen Überreste hier zu sehen sind. Die Künstlerin Jo Ractliffe hat es in der Festung von São Miguel fotografiert. Sie wurde von den Portugiesen in Luanda, der heutigen Hauptstadt von Angola, errichtet und spielte im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle für den Sklavenhandel mit Brasilien. Das mächtige Bauwerk ist noch erhalten, nur im Inneren bröckelt die einstige Pracht.
Ractliffe reist 2007 zum ersten Mal nach Angola, fünf Jahre nach dem Ende des langen Bürgerkriegs, in dessen Verlauf Millionen Menschen vertrieben wurden. Sie richtet ihre Kamera auf Verschwindendes und unsichtbar Gewordenes. Mit ihren ausschließlich analog aufgenommen schwarz-weiß-Fotografien hält sie Spuren der Vergangenheit fest und befragt die Nachwirkung von Geschehenem. Im Gegensatz zur klassischen Dokumentarfotografie zeigen ihre Bilder keine Motive, die sich sofort erschließen. So wirken ihre Landschaftsaufnahmen, die Sie ebenfalls hier im Raum sehen können, auf den ersten Blick harmlos. Die Natur scheint unberührt und friedlich. Erst die Titel der Bilder verraten, dass hier Orte in Angola und Namibia zu sehen sind, die von Gewalt überzogen wurden: Schlachtfelder, vermintes Gelände und Massengräber.
„Die Überreste dieser und neuerer Geschichten von Gewalt und Katastrophen leben noch immer auf subtile und vergängliche Weise in diesen Landschaften.“
Durch die indirekte Art, in der sie davon berichtet, eröffnet Jo Ractliffe Raum für Gedanken, Interpretationen und Erkenntnisse. Vielleicht mehr noch als durch eine konkrete Dokumentation von Gewalt.
Informationen
Jo Ractliffe
*1961, Kapstadt, Südafrika
Lebt und arbeitet in Kapstadt, Südafrika
© Jo Ractliffe. Courtesy of Stevenson, Cape Town / Johannesburg / Amsterdam
Audioguide
Das wilde, unberechenbare und gefährliche Afrika schnappt zu. So könnten die portugiesischen Koloniallisten das gekachelte Wandgemälde interpretiert haben, dessen Überreste hier zu sehen sind. Die Künstlerin Jo Ractliffe hat es in der Festung von São Miguel fotografiert. Sie wurde von den Portugiesen in Luanda, der heutigen Hauptstadt von Angola, errichtet und spielte im 17. Jahrhundert eine wichtige Rolle für den Sklavenhandel mit Brasilien. Das mächtige Bauwerk ist noch erhalten, nur im Inneren bröckelt die einstige Pracht.
Ractliffe reist 2007 zum ersten Mal nach Angola, fünf Jahre nach dem Ende des langen Bürgerkriegs, in dessen Verlauf Millionen Menschen vertrieben wurden. Sie richtet ihre Kamera auf Verschwindendes und unsichtbar Gewordenes. Mit ihren ausschließlich analog aufgenommen schwarz-weiß-Fotografien hält sie Spuren der Vergangenheit fest und befragt die Nachwirkung von Geschehenem. Im Gegensatz zur klassischen Dokumentarfotografie zeigen ihre Bilder keine Motive, die sich sofort erschließen. So wirken ihre Landschaftsaufnahmen, die Sie ebenfalls hier im Raum sehen können, auf den ersten Blick harmlos. Die Natur scheint unberührt und friedlich. Erst die Titel der Bilder verraten, dass hier Orte in Angola und Namibia zu sehen sind, die von Gewalt überzogen wurden: Schlachtfelder, vermintes Gelände und Massengräber.
„Die Überreste dieser und neuerer Geschichten von Gewalt und Katastrophen leben noch immer auf subtile und vergängliche Weise in diesen Landschaften.“
Durch die indirekte Art, in der sie davon berichtet, eröffnet Jo Ractliffe Raum für Gedanken, Interpretationen und Erkenntnisse. Vielleicht mehr noch als durch eine konkrete Dokumentation von Gewalt.
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