Eine ungewöhnliche Art von Blumenvasen. Der Künstler Sammy Baloji nutzt Hülsen von Mörsergranaten aus dem Ersten Weltkrieg dafür. In Belgien, wo noch viele solcher Relikte im Umlauf sind, ist das eine beliebte Praxis. Sammy Baloji hat die Hülsen mit Pflanzen aus seiner Heimat Katanga im Kongo bestückt und stellt damit eine besondere Verbindung her: Das an Bodenschätzen reiche Katanga stand lange Zeit unter belgischer Kolonialherrschaft. Während beider Weltkriege wurden dort große Mengen Kupfer abgebaut, um Munition für die europäischen Schlachtfelder herzustellen. Dafür mussten Kongolesinnen und Kongolesen unter ausbeuterischen Bedingungen in den Mienen arbeiten. Viele zogen auch als Soldaten für die Kolonialherren in den Krieg.
Mit seiner Installation verweist der Künstler nicht nur auf historische Zusammenhänge, sondern auch auf eine Einseitigkeit in der Erinnerung:
„Kolonialismus interessiert mich nicht als Ereignis der Vergangenheit, sondern als Fortsetzung eines Systems. Ich lebe seit 2010 in Belgien und habe noch nie eine Ausstellung über die beiden Weltkriege gesehen, die die Beteiligung Afrikas und ihre Folgen auf dem afrikanischen Kontinent erwähnt. […] Alles wird immer noch nur von einem Standpunkt aus gesehen. Also stelle ich Geschichten zusammen, die wir normalerweise zu trennen versuchen.“
Die afrikanischen Pflanzen, die Baloji in die Granaten gesteckt hat, sind heute in westlichen Gesellschaften beliebte Zimmerpflanzen oder zieren botanische Gärten. Der Künstler verbindet mit ihnen auch eine politische Botschaft:
„Pflanzen sind, wie Mineralien, immer unterwegs, aber wenn es um die Migration von Menschen geht, gibt es Grenzen und Mauern.“
Informationen
Sammy Baloji
*1978, Lubumbashi, Demokratische Republik Kongo (DR Kongo)
Lebt und arbeitet in Brüssel, belgien und Lubumbashi, DR Kongo
© Courtesy the artist and Imane Farès, Paris
Foto: Mathias Schormann
Audioguide
Eine ungewöhnliche Art von Blumenvasen. Der Künstler Sammy Baloji nutzt Hülsen von Mörsergranaten aus dem Ersten Weltkrieg dafür. In Belgien, wo noch viele solcher Relikte im Umlauf sind, ist das eine beliebte Praxis. Sammy Baloji hat die Hülsen mit Pflanzen aus seiner Heimat Katanga im Kongo bestückt und stellt damit eine besondere Verbindung her: Das an Bodenschätzen reiche Katanga stand lange Zeit unter belgischer Kolonialherrschaft. Während beider Weltkriege wurden dort große Mengen Kupfer abgebaut, um Munition für die europäischen Schlachtfelder herzustellen. Dafür mussten Kongolesinnen und Kongolesen unter ausbeuterischen Bedingungen in den Mienen arbeiten. Viele zogen auch als Soldaten für die Kolonialherren in den Krieg.
Mit seiner Installation verweist der Künstler nicht nur auf historische Zusammenhänge, sondern auch auf eine Einseitigkeit in der Erinnerung:
„Kolonialismus interessiert mich nicht als Ereignis der Vergangenheit, sondern als Fortsetzung eines Systems. Ich lebe seit 2010 in Belgien und habe noch nie eine Ausstellung über die beiden Weltkriege gesehen, die die Beteiligung Afrikas und ihre Folgen auf dem afrikanischen Kontinent erwähnt. […] Alles wird immer noch nur von einem Standpunkt aus gesehen. Also stelle ich Geschichten zusammen, die wir normalerweise zu trennen versuchen.“
Die afrikanischen Pflanzen, die Baloji in die Granaten gesteckt hat, sind heute in westlichen Gesellschaften beliebte Zimmerpflanzen oder zieren botanische Gärten. Der Künstler verbindet mit ihnen auch eine politische Botschaft:
„Pflanzen sind, wie Mineralien, immer unterwegs, aber wenn es um die Migration von Menschen geht, gibt es Grenzen und Mauern.“
Weitere Werke aus dieser Ausstellung
Einführung
Anawana Haloba
Close-Up, 2013-16
Paulo Nazareth
L'Arbre D'Oublier (Tree of Forgetting), 2013
Sammy Baloji
Untitled #17, 2006
Lubaina Himid
Dreaming Has a Share in History, 2016
Yto Barrada
Belvedere 3, 2001
Jo Ractliffe
Details of Tiled Murals at the Fortaleza de São Miguel, Depicting Portuguese Explorations in Africa 6, 2007
Zohra Opoku
‘I have arisen from my egg which is in the lands of the secrets. I give my mouth to myself (so that) I may speak with it in the presence of the gods of the Duat. My hand shall not be turned away from the council of the great god Osiris, Lord of Rosetau, this one who is at the top of the dais. I have come (so that) I may do what my heart desires in the Island of Fire, extinguihing the fire which hcomes forth.', 2020
Alberta Whittle
Power from Below: decolonial agents (matrix), 2021
Wong Hoy Cheong
Study for Colonies Bite Back, 2001
Dineo Seshee Bopape
Lerole: footnotes (The struggle of memory against forgetting), 2017