Soledad Sevilla

Warst Du schon mal in Lissabon, der Hauptstadt von Portugal? Es ist eine schöne Stadt am Meer. Mit solchen bunt bemalten Quadraten, Kacheln, wie Du sie hier siehst, sind dort viele Hausfassaden, Treppenhäuser, Cafés und Läden geschmückt, vor allem im alten Teil der Stadt. Dort spazierte vor hundert Jahren ein Mann mit Hut, Brille und Schnurrbart umher: ein berühmter Schriftsteller, er hieß Fernando Pessoa. Tagsüber hatte er eine ganz normale Arbeit in einem Büro, abends nahm er Stift und Papier, setzte sich in ein Café und schrieb über die Stadt, die Menschen und die Welt.

Sein bekanntestes Buch heißt „Buch der Unruhe“. Es ist ein bisschen wie ein Tagebuch mit klugen Gedanken. Die Künstlerin Soledad Sevilla war so begeistert von dem Buch, dass sie alle Orte in Lissabon sehen wollte, die im Buch vorkommen. So folgte sie den Spuren des Schriftstellers und fand es eine schöne Idee, all die bunten Kacheln, die sie unterwegs sah, abzumalen. Sie hat sie etwas vergrößert und manche auch ein bisschen verändert. Auf diese Weise entstand so etwas wie eine bunte Landkarte von den Wegen des Schriftstellers. Und weil sie damit viele Tage zugebrachte hat, und unterwegs immer in dem Buch gelesen hat, hat sie ihr Kunstwerk „Los días con Pessoa“ genannt, „Die Tage mit Pessoa“.

Ursprünglich hat sie es sich so gedacht, dass die Kacheln in einer Reihe an der Wand hängen, damit man an ihnen entlang spazieren kann, so wie sie in der Stadt an ihnen entlang spaziert ist. Hier haben wir sie ausnahmsweise mal anders aufgehängt. Wir finden, so sieht es auch sehr schön aus. Und spazieren kann man immer noch – mit den Augen.